Für das Erinnern
GEDENKORT WALDLAGER VI
DER ORT
Das sogennante "Waldlager VI"war nur eines von mehreren Nebenlagern, in denen Häftlinge und Zwangsarbeiter unter widrigsten Umständen leben mussten.
Sinnbildlich für diesen Ort ist die Unfreiheit der Gefangenen hier und auch außerhalb des Lagers. Selbst der Gedanke an Flucht barg keine echte Hoffnung - der Feind war überall und die Häftlinge hilflos ihrem Schicksal ausgesetzt. Wie existentiell die Not der Opfer war, kann nur erahnt werden, wenn man die Überreste der Erdhütten sieht und deren Bedeutung versteht.
Hinzu kommt die Größe des Lagers, dessen übergeordnete räumliche Lagerstrukturen zum Teil noch im Wald ablesbar, aber ohne Hintergrundinformation unverständlich sind.
DIMENSION VERSTEHEN
Als erste räumliche Maßnahme werden die Grundstrukturen des Lagers, der Appellplatz, die Hauptachsen und die Grenzen des Lagers (Verlauf des ehemaligen Zauns) von Bäumen freigestellt und im Bereich des gesamten Lagers der Unterwuchs entfernt. Aus dem Appellplatz und den historischen Wegeachsen werden grüne Rasenflächen.
Erinnerungssteine markieren die Wachttürme und Tore des Lagers. So wird der Verlauf des ehemaligen Lagerzaunes und somit die einstige räumliche Dimension ablesbar gemacht.
Innerhalb der Rasenachse läuft ein neuer Weg, der zu den Erdhütten und Latrinen, zum Appellplatz und zum Kreuzungspunkt der beiden Hauptachsen führt. Ein Steg leitet den Besucher in den Ort hinein ohne Vorhandenes zu zerstören oder mit Historischem verwechselt zu werden und ermöglicht den Blick von einer erhöhten Position.
GESCHICHTE DES ORTES VERSTÄNDLICH MACHEN
Das Verstehen des Gedenkortes Mühldorfer Hart ist untrennbar mit Leid und Unfreiheit verbunden.Um das nachhaltig zu vermitteln, benötigt der Besucher ein Mindestmaß an Fakten und Orientierungshilfen. Die Darbietung und Menge von Information soll den Besucher nicht überfordern und ermüden, sondern seine Wahrnehmung schärfen.
Das eigentliche Verstehen erfolgt über die bewusste Wahrnehmung des Gesehenen. Dies soll nicht durch übermäßige und unangemessene Informationsvermittlung gestört werden. Rekonstruktionen oder dergleichen sind ausgeschlossen. Modelle in Ergänzung mit textlicher Information aber denkbar. Sie können helfen, das komplexe bauliche System im Mühldorfer Hart zu erläutern.
RÄUMLICHE INTERVENTIONEN
Räumliche Interventionen helfen ehemalige Strukturen und Dimensionen abzulesen und schärfen die Wahrnehmung. Schneisen und wichtige Blickbezüge werden freigestellt und eindeutige Wege festgelegt, um die Ablesbarkeit zu erleichtern. An besonders wichtigen Stellen wird die räumliche Intervention zur Inszenierung.
WIRTSCHAFTLICHKEIT UND NACHHALTIGKEIT
Bei allen neu eingebrachten Elementen ist es wichtig, eine Verwechslung mit dem Historischen zu vermeiden und keine irreführenden Verbindungen herzustellen. Es muss jederzeit klar ersichtlich sein, dass es sich um ein Medium und nicht um ein Relikt oder eine Rekonstruktion handelt.
Zudem stellt der Ort höchste Ansprüche an die Haltbarkeit der Materialien. Sie sind der Witterung ausgesetzt und dürfen nicht ihre Lesbarkeit verlieren.
ERINNERUNGSSTEIN
Der Erinnerungsstein markiert signifikante Stellen im Hart und dient zugleich als Orientierungshilfe. An besonderen Stellen erscheint er in Form einer Bank.
MATERIAL
Der Stein selbst ist ein Betonwerkstein aus schlichtem grauen Beton mit einer sehr glatten Oberfläche. Das Netz als Marker und Karte wird durch Sandstrahlgravur aufgebracht.