Für das Erinnern
Schüler/innen der 11. Klasse des Ruperti-Gymnasiums Mühldorf a. Inn und ihre Betreuer – der Stadtarchivar Edwin Hamberger und die Geschichtslehrer Stefan Wolf und Christian Böhm, besuchten am 27.07.2021 vormittags das Mahnmal an der Keltenhalle und das Kindergrab St. Johann in Burgkirchen.
Bevor die Klasse nach Burgkirchen kam, besuchte sie noch weitere zwei Gedenkorte: Gallenbach/Taufkirchen, mit dem Denkmal des ermordeten Polen Stefan Duda und die Gedenkstätte KZ Waldlager im Mühldorfer Hart.
Die Teilnehmer der Exkursion sind Schüler des W-Seminars (Alltag im National-sozialismus im ländlichen Raum) und des P-Seminars (Schüler führen Schüler). Die Geschichts-Seminare laufen am dortigen Ruperti-Gymnasium.
Wegen der Schicksal-Gemeinsamkeiten der Ausländerkinderpflegestätte in Kraiburg/ Pürten bei Waldkraiburg und der in Burgkirchen wollten sie sich vor Ort ein Bild machen und neue Informationen holen.
Auf Anweisung der DAF und des Kreisleiters Fritz Schwägerl musste für den Landkreis Mühldorf ein Entbindungsheim für schwangere Polinnen und Ostarbeiterinnen errichtet werden. Dieses Heim wurde 1943 im Holzlager der DSC Kraiburg gebaut.
Von 52 Kindern, die dort geboren wurden, starben 29 Säuglinge.
Mit Inbetriebnahme der zentralen Ausländerkinder-Pflegestätte in Burgkirchen am 24 Juni1944 wurden die Kinder aus Holzlager dort hingebracht und die schwangeren Zwangsarbeiterinnen aus dem Landkreis Mühldorf und Altötting mussten künftig dort entbinden.
Andreas Bialas, Sprecher der Ortsgruppe Kindergrab Burgkirchen des Vereins "Für das Erinnern-KZ Gedenkstätte Mühldorfer Hart", begrüßte die Gruppe beim Mahnmal an der Keltenhalle. Der Heimatpfleger und Initiator dieses Denkmals, Alois Remmelberger, beleuchtete die damaligen Zustände und verpasste ihnen einen historischen Hintergrund. Er sprach zugleich die überregionale Bedeutung dieses Denkmals an. Remmelberger lobte Lehrer, die das Thema Nationalsozialismus regional aufgreifen und zeigte die Hoffnung, dass andere Schulen folgen würden. Stolz sagte er: Dieses Denkmal ist einmalig, denn ich kenne kein anderes, das für die Zwangsarbeit in Bayern steht, nicht in unserer Gegend und nicht im Landkreis Mühldorf.
Das Grab und Denkmal in Burgkirchen an der Alz erinnerten an 160 ermordete Säuglinge von Zwangsarbeiterinnen aus Osteuropa. Die Kinder seien völlig unterernährt und verwahrlost gewesen. Sie lebten nur paar Tage oder Wochen. Die meisten Todesfällen wurden im Sterbebuch der Gemeinde Burgkirchen eingetragen. Zynisch muten die angegebenen Todesursachen an: Lebensschwäche, Herzschwäche, Rachitis, Magenkatarr, Brechdurchfall und andere Gründe. Die Wahrheit ist aber anders. Die Säuglinge starben an mangelnder Pflege, falscher Ernährung und aufgrund der eiskalten Temperaturen in der Einrichtung.
Die Schüler waren sehr interessiert, stellten Fragen, lasen die Infotafel und notierten akribisch mit. Danach begab sich die Gruppe an das Massengrab der verstorbenen Kinder bei St. Johann. Dort übernahm Andreas Bialas das Wort, der über die Entstehung und die Pflege des Kindergrabes sowie über das jährliche Gedenken durch die Ortsgruppe Burgkirchen berichtete. Der Widerstand des Pfarrers Borromäus Fürstberger wurde ausführlich besprochen, genauso wie die Publikationen darüber, die nach dem Krieg in Zusammenarbeit mit anderen Gedenkstätten entstanden sind.
Während des Vortrages betrachteten die Schülerinnen und Schüler den Engel an der Fassade der St. Johann-Kirche und holten sich Eindrücke von dem Kunstwerk. „Auf mich wirkt der Engel sehr traurig, als ob er eine Mutter wäre“ - sagte eine von ihnen. „Ich bekomme den Eindruck, dass sich die Kinder an den Engel kuscheln, dort Geborgenheit suchen und sich jetzt von dem Leiden befreit füllen“, sagte ein anderer. Zum Schluss betonte der aus Polen stammende Andreas Bialas die Wichtigkeit dieses Gedenkens für alle Nationen, auch jetzt, wo einige dies für überholt und nicht mehr zeitgemäß halten. Anschließend lud er zu einer Gedenkminute am Grab; die Schülerin Michelle Müller zündete eine Kerze an.
Autor: Andreas Bialas
Zum Vergrößern der Fotos bitte klicken:
am Mittwoch, den 21.07.2021, 19-21 Uhr beim Mexikaner in Burgkirchen
Anwesend: Andreas Bialas; Rudi Zeiler; Rüdiger Werner; Helmut Eisenrieder; Andrea Klopfer; Thomas Kaleta; Alois Remmelberger; Gisela Schmitz; Christine Loeffler.
Nach der Begrüßung berichtete Andreas Bialas über den aktuellen Stand am Kindergrab. Im Frühjahr hat die Gärtnerei um die Steinabgrenzung neu bepflanzt. Am 14.11.2020 hat, wegen COVID-19 – Regelungen, keine offizielle Gedenkveranstaltung stattgefunden. An dem Tag sind einige individuell gekommen, um am Grab zu gedenken. Der polnische Konsul aus München hat auch einen Kranz niedergelegt. Vorher wurde über diese Aktion in der ANA- Presse berichtet und in der Gemeinde-Zeitung. Herr Bürgermeister schrieb einen Satz: „Einige halten dieses Gedenken für überholt und nicht mehr für zeitgemäß."
Er persönlich sei jedoch der gegenteiligen Meinung.
am 14.05.2021 in Spital am Pyhrn/Österreich war leider nicht möglich. Unser Verein hat einen Kranz bestellt. Über dies wurde im „ANA“ darüber berichtet. Bialas war mit dem Bericht nicht zufrieden und ein anderer Bericht folgte in der Brgk. Gemeindezeitung.
Im Allgemeinen fanden alle Anwesenden diese moderne Ausführung sehr rührend. Alois Remmelberger schlug vor, das Theaterstück nach Burgkirchen zu holen. Er würde sich persönlich darum kümmern.
Andreas Bialas berichtete kurz über das „Digitale Denkmal“ und die Gedenkveranstaltung am Schrannenplatz in Erding, vom 08 Mai 2021. Deren Initiator war Historiker Giulio Salvati, der für das Projekt den „Tassilo-Preis“ der „Süddeutschen Zeitung“ bekommen hat. Mehr dazu unter www.erding-geschichte.de
Am 12.09.2021 findet in Markt Indersdorf die Eröffnung der Veranstaltung „Wege des Erinnerns“ statt. Dort gibt es ebenso ein Massengrab der Kinder von Zwangsarbeiterinnen.
aus Mühldorf am Inn befassen sich momentan mit dem Thema „Nationalsozialismus im Landkreis Mühldorf“. Wegen der Schicksal-Gemeinsamkeiten der Ausländerkinderpflegestätte in Pürten bei Waldkraiburg und der in Burgkirchen kommen sie am 27.07.2021 um 11:30 Uhr zum Kindergrab nach Burgkirchen. Andreas Bialas wird die Gruppe in Namen unseres Vereines begrüßen und Alois Remmelberger über die damaligen Zustände berichten und den historischen Hintergrund darstellen.
Des Weiteren schlägt Andreas Bialas vor, ein Blumenkästchen mit Bepflanzung dauerhaft an das Mahnmal bei der Kelterhalle hinzustellen. Alois Remmelberger kümmert sich um dies und Thomas Kaleta hat sich verpflichtet, die Blumen regelmäßig zu gießen.
am Kindergrab am Samstag, den 13. November 2021, um 16:00 Uhr. Die wesentlichen Ablaufpunkte von 2020 sollen bleiben. Beim Treffen der Ortsgruppe im September werden die Details noch mal besprochen.
neue Mitglieder gewinnen und die Jugend stärker einbinden. Über das Thema wurde viel diskutiert und es wurden verschiedene Vorschläge angebracht, u. a. ein klassisches Konzert der Max-Keller-Musikschule zu veranstalten; mehr Berichte in der örtlichen Presse und vor allem in der Gemeindezeitung zu veröffentlichen; einen kurzen Doku-Film oder Video für Youtube, am besten durch die Jugend selbst drehen lassen. Thomas Hurmer arbeitet noch am künftigen QR-Code; Alois Remmelberger wird in paar Jahren eine neue Broschüre erstellen.
Was davon lässt sich verwirklichen, zeigt die Zukunft. Es soll nicht in einem Jahr zu viel sein, um den Bogen mit Informationen und Aktionen nicht überspannen, waren sich viele Teilnehmer einig.
Andreas Bialas sprach noch einmal über die alte Gedenktafel, die unter dem Engel angebracht war. Es gab ein Treffen von Herrn Bürgermeister, Franz Langstein, Alois Remmelberger und Christina Loeffler. Dabei wurde vorgeschlagen, die alte Tafel mit dem entsprechenden, aufklärenden Text (s. Anhang) links neben dem Grab aufzustellen.
Alois Remmelberger berichtete über den momentanen Stand der Dinge: Geplant war es, den Auftrag an die Fa. Schwanner zu vergeben,- leider ist die Firma derzeit voll ausgelastet, zudem wurde sie verkauft !.
Es gibt einen Geldbetrag dafür auf dem Gemeindekonto, der allerdings dafür nicht ausreichen wird. Somit müsse man Sponsoren finden oder die Gemeinde um einen Zuschuss bitten.
Bialas schlug vor, dass man zusätzlich zu dem vorgesehenen Text ein paar interessante historische Informationen schreiben soll und diese mit Fotos ergänzen. Alois Remmelberger begrüßte die Idee, Christine Loeffler eher nicht. Andrea Klopfer meinte, dass die Sache schon durch ist. Rüdiger Werner und Helmut Eisenrieder sind für evtl. kurze Texte, es sollte alles nicht überladen sein. Nach einer kurzen und intensiven Diskussion war es zum Schluss gekommen, dass man dieses Vorhaben auf einen späteren Zeitpunkt verschieben soll. Alois Remmelberger und Andreas Bialas bemühen sich zuerst um paar konkrete Projekte, wie die Infotafel ausschauen könnte. Dann soll es weiter darüber diskutiert werden, am besten während der Zusammenkunft mit Franz Langstein und Herrn Bürgermeister.
Leider war der Raum beim Mexikaner auf der Galerie nicht genug dafür geeignet. Das Treffen war oft durch Geräusche und Küchengerüche gestört. Die Stühle waren unbequem, was man vor der Veranstaltung nicht wusste. Für die nächste Versammlung soll ein anderer, geeigneter Raum gefunden werden.
Verfasser: Andreas Bialas
Das Kindergrab an der Nordseite der Kirche St. Johann hat eine leidvolle Geschichte: Es entstand in den Jahren 1944 / 1945 und ist die letzte Ruhestätte von Kleinkindern aus der Ausländerkinderpflegestätte Burgkirchen. Zwangsarbeiterinnen aus Osteuropa, vorwiegend aus Polen und der Ukraine mussten dort ihre Kinder zur Welt bringen und schon kurze Zeit später an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Versorgung und Pflege der Säuglinge in der ungeheizten Baracke waren äußerst mangelhaft und die hygienischen Zustände katastrophal, sodass viele Kinder nur wenige Tage oder Wochen alt wurden. Der damalige Ortspfarrer Karl Fürstberger hat die Kinder im nördlichen Bereich des Friedhofs würdevoll bestattet. 152 Namen hat er im Sterbebuch der Pfarrei verzeichnet. Bereits 1953 wurde die Grabstätte in ihrer heutigen Form angelegt und als Gedenkstätte gestaltet.
Danach ist das Kindergrab weitgehend in Vergessenheit geraten. Erst Rudolf Zeiler, der damalige Ortsheimatpfleger, hat sich Mitte der achtziger Jahre mit den Geschehnissen während der Zeit des Nationalsozialismus in Burgkirchen beschäftigt, hat nachgeforscht und Zeitzeugen befragt und die Öffentlichkeit mit Artikeln im Alt-Neuöttinger Anzeiger darüber informiert.
Die Frauen der Burgkirchner SPD haben diese Artikel aufmerksam gelesen. Das Schicksal der Kinder und das Leid ihrer Mütter hat sie tief berührt. Sie wollten die Grabstätte als Erinnerungsort unter allen Umständen erhalten und mehr über die Hintergründe der unfassbaren Geschehnisse erfahren. Die Erforschung der Geschichte vor Ort während des Dritten Reichs macht das große Ganze besser verständlich, greifbarer. Die konkrete Umsetzung der NS-Ideologie am Heimatort ist aufschlussreich und geht unter die Haut; Täter und Opfer bekommen bekannte Namen, Grausamkeiten und Verbrechen passieren an vertrauten Orten.
Peter Jungblut hat dazu im Hauptstaatsarchiv in München Nachforschungen angestellt und in seiner Broschüre „Tod in der Wiege“ bereits 1989 die wesentlichen historischen Zusammenhänge veröffentlicht.
1985 haben die SPD-Frauen von der Gemeinde die Genehmigung für die Grabpflege erhalten. 1988 fand das erste Gedenken am Kindergrab statt. Alljährlich trifft man sich am Vorabend des Volkstrauertages und gedenkt der Kinder im Rahmen einer kleinen Feier. Die Erinnerung an das Schicksal der Kinder soll so bewahrt und weitergetragen werden. Viele Gruppierungen und Institutionen, vor allem viele Jugendliche haben im Laufe der Jahre das Gedenken mitgestaltet.
2016 hat die Gemeinde Burgkirchen die Grabpflege übernommen. 2017 wurde die Ortsgruppe Burgkirchen des Vereins „Für das Erinnern“ mit Hauptsitz in Mühldorf gegründet. In der Folge haben sich die Aktivitäten der Ortsgruppe stark erweitert: Die Auseinandersetzung mit dem Schicksal der Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in der Landwirtschaft in Burgkirchen und der unmittelbaren Umgebung, die intensive Arbeit in den Archiven und die Erforschung immer neuer Quellen zum Thema Ausländerkinderpflegestätte, schließlich die Suche nach Überlebenden und die Kontaktaufnahme mit ihnen und Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen am Ort sind wichtige Themen seither. Die Ortsgruppe möchte sich in umfassender Art und Weise mit der NS-Vergangenheit in Burgkirchen auseinandersetzen. Ausgangspunkt aller Aktivitäten aber ist das Kindergrab auf der Nordseite der Kirche St. Johann – ein Ort der Stille, ein Ort der Nachdenklichkeit und der Erinnerung.
Traditionell am Vorabend des Volkstrauertages wird am Samstag, den 14. November, um 16 Uhr an die Opfer der Ausländerkinderpflegestätte am Kindergrab an der Nordseite der Kirche St. Johann erinnert. Für die musikalische Untermalung sorgen die Familie Deser aus Nonnreit und Sängerin Ewa Figue aus Teising. Es wird auch eine kurze Geschichte aus dem Leben von Marianna Jańczak einer polnischen Zwangsarbeiterin auf dem Fehenbergerhof (1940-1945) in Oberweidach vorgelesen aber auch die Namen der verstorbenen Kinder. Zum Schluss wird der Pfarrer Helmut Eisenrieder eine kurze Rede halten und seinen Segen geben.
Veranstalter ist der Mühldorfer Verein "Für das Erinnern“ - Ortsgruppe Burgkirchen.
Im Verein hat kürzlich Andreas Bialas die Funktion als Sprecher der Ortsgruppe Burgkirchen übernommen. Bisher war Christine Loeffler die Gruppensprecherin der Burgkirchner. Für ihre langjährige ehrenamtliche Arbeit sagte der 1. Vorsitzender Franz Langstein und der Erste Bürgermeister Johann Krichenbauer Dank. Die Mitglieder der Ortsgruppe kümmern sich seit Jahren um das Kindergrab an der Johanneskirche. Das Grab erinnert an 160 ermordete Kleinkinder von Zwangsarbeiterinnen aus Osteuropa. Die Kinder seien völlig unterernährt und verwahrlost gewesen. Sie lebten nur paar Tage oder Wochen. Die meisten Todesfällen wurden im Sterbebuch der Gemeinde Burgkirchen eingetragen. Zynisch muten die angegebenen Todesursachen an: Lebensschwäche, Herzschwäche, Rachitis, Magenkatarr, Brechdurchfall und andere Gründe. Die Wahrheit ist aber anders. Die Säuglinge starben an mangelnder Pflege, falscher Ernährung und aufgrund der eiskalten Temperaturen in der Einrichtung.
Wir wollen die Erinnerung an das Geschehene wachhalten und die Würde und Anerkennung den Kindern zurückgeben, damit derartige Verbrechen nie wieder geschehen!
Wichtiger Hinweis: auf Grund von Coronavirus bitte auf min. 1,5 Meter Abstand achten.